09.08.2006 EKF-Seminar

In Europa findet jedes Jahr ein EKF (European Kyudo Federation) Seminar mit Dan-Prüfungen statt. Dieses Seminar wird von der ANKF (All Nippon Kyudo Federation) veranstaltet und innerhalb der Mitgliederländer im Wechsel ausgerichtet. Bis jetzt habe ich drei Mal an diesem Seminar teilgenommen und möchte meine Eindrücke kurz zusammenfassen. Es gibt drei Gruppen: das A-Seminar für über 5. Dan, das B-Seminar für 3. und 4. Dan und das C-Seminar für 1. und 2. Dan. Es finden jeweils 3 Tage Seminar und 1 Tag Prüfung statt. Das C-Seminar wird durch europäischen Lehrer (Kyoshi), das B- und das A-Seminar wird durch japanische Lehrer (Hanshi) unterrichtet und geprüft. In letzten Jahren wurden Kuritachi-Sharei (neue zeremonielle Gruppenschießform) und Tasuki-Sabaki (Ärmelbindetechnik) im Stehen in Europa vorgestellt. Ich vermute, es gibt auch nicht viele Seminare mit dieser Qualität in Japan, wie dieses EKF-Seminar.

Durchschnittliche Bestandsquote liegt über 90% bei 1. Dan, ca. 60% bei 2. Dan, ca. 30% bei 3. Dan, ca. 20% bei 4. Dan und ca. 5% über 5. Dan. Diese Zahlen sind vermutlich ähnlich wie die Prüfung in Japan, aber es gibt wesentlich weniger Teilnehmeranzahl bei A-Seminar (5./6.Dan und Renshi -Prüfung) im Vergleich zu Japan. Aus diesem Grund bekommen die Leute, die nur 1 Treffer von 2 Pfeile getroffen haben, haben noch Chance es zu bestehen, wenn nicht so viele Leute die beide Pfeile getroffen haben.

In der Statistik der gesamten Teilnehmerzahl zum EKF-Seminar nach Länder geteilt ist Frankreich an der Spitze. Die Teilnahmequote liegt bei ca. 30-50% (120-190 Personen von 358 Mitgliedern). Deutschland ist leider auf dem letzten Platz mit 5-6% (60-70 Personen von 1132 Mitgliedern, die wiederum über 50% der Gesamt-Kyudoka in Europa sind).

Land Gesamt
Teilnehmer
EKF 2006
Teilnehmer
EKF 2006
bestanden
Teilnehmer
EKF 2006
bestanden
in Prozent
Gesamt Kyudoka
des Landes
(Stand 2006)
Prozentualer Anteil
aller Kyudoka
eines Landes
beim EKF 2006
Gesamt
Teilnehmer
EKF 2005
Belgien 22 9 40,91 % 82 26,83 % 16
Deutschland 68 39 57,35 % 1132 6,01 % 67
Finnland 4 1 25,00 % 58 6,90 % 5
Frankreich 198 86 43,43 % 358 55,31 % 106
Groß Britannien 30 11 36,67 % 80 37,50 % 34
Island 2 1 50,00 % 14 14,29 % 3
Italien 11 4 36,36 % 151 7,28 % 4
Luxemburg 2 1 50,00 % 14 14,29 % 2
Niederlande 10 6 60,00 % 70 14,29 % 24
Norwegen 4 3 75,00 % 25 16,00 % 7
Österreich 7 2 28,57 % 68 10,29 % 3
Portugal 1 0 0,00 % 15 6,67 % 0
Schweden 5 2 40,00 % 21 23,81 % 5
Schweiz 48 12 25,00 % 111 43,24 % 39
Spanien 20 8 40,00 % 52 38,46 % 12

Es gibt mehre Gründe dafür. Meine Vermutungen lauten:

  • In Deutschland existiert das Kyudo im vergleich zu anderen Europäischen Ländern schon lange. Es gibt vermutlich viele passive Mitglieder, sodass es vielleicht rund 400-500 aktive Schützen gibt. Die Länder, wo das Kyudo relativ spät eingeführt wurde, haben viele aktive Mitglieder.
  • Es gibt in Deutschland eigenes Kyu-Prüfungssystem vom 6. bis 1. Kyu. Dieses System ist als Übungs- und Ausbildungszweck eine sehr schöne Sache, aber viele Leute (geschätzt ca. 60-75%) hören mit dem Kyudo innerhalb dieser Zeit auf. Ich schätze, es gibt zur Zeit ca. 150-200 potentiellen Teilnehmer zum EKF-Seminar. Wenn man diese Zahlen nimmt, liegt die Teilnahmequote aus Deutschland ähnlich wie in Frankreich.
  • Es gibt viele Angebote für Landes- und Bundeslehrgänge in Deutschland. Der DkyuB hat schon seit längerem direkten Kontakt mit japanischen Sensei (Heki-Insai-Ha) und veranstaltet 2-3 Seminare im Jahr. Insbesondere entscheiden sich Heki-Schützen nur für eins von beiden Angeboten zwischen Heki- und EKF-Seminar aus zeitlichen und finanziellen Gründen.
  • Viele Angebote für Ausbildung und Fortbildungsseminare für Übungsleiter. Viele Dan Träger (ab 3. Dan) sind noch in der Ausbildungsphase bzw. sind beschäftigt mit Fortbildung.
  • Es gibt auch ein eigenes Anerkennungssystem in Deutschland z.B. für 5. Dan ist Übungsleiterlizenz, ab Renshi ist Trainer C Lizenz erforderlich. Üblicherweise sollte man vor der Prüfung jeweiliges Ausbildungsseminar teilnehmen und die Prüfung bestehen.
  • Die Informationsvermittlung und Weiterleitung sind etwas zu langsam. Da die Organisation so komplex und im Vergleich zu anderen Ländern groß ist. Aber es gibt moderne Informationssysteme wie z.B. Email oder Internet.

Ich bin sehr zuversichtlich, daß wir gute Organisation und ausführliches System haben. Aus diesem Grund haben wir nun so viele Mitglieder. Aber sie können auch negativ sein, wenn sie zu kompliziert und inflexible sind.

Die Bestandsquote in Deutschland bei 1. und 2. Dan Prüfung ist im Vergleich zu anderen Ländern hoch. Es zeigt doch sehr positives Ergebnis vom eigenen Kyu-Prüfungssystem. Beim der Prüfung zum 3. und 4. Dan ist diese Quote ähnlich wie andere Ländern, aber die Quote wird schlechter beim 5., 6. Dan und Renshi-Prüfung. Zur Zeit haben wir relativ wenige Shogo (Renshi oder Kyoshi) Träger aus o.g. Grund. Der japanische Lehrer beim EKF-Seminar ist nicht nur Shomen, sondern auch Shamen-Stil. Meine Meinung nach ist es insbesondere für Heki-Schützen positiv, aber die Wahrnehmung ist leider je nach Schütze unterschiedlich. Ich vermute, daß es unterschiedlicher Aspekt oder Unterrichtsmethode gibt zwischen dem Lehrer beim EKF-Seminar und dem Lehrer (Heki-Insai-Ha), der in Deutschland das Seminar leitet. Die Shomen-Schützen in Deutschland haben aber bessere Bestandsquote (Teilnehmerzahl ist geringere als Heki-Schützen). Aus diesem Grund ist die Bestandsquote ab 5. Dan aus Deutschland etwas schlechter ist als andere Länder.

Meine persönliche Meinung nach setzten die Deutsche mehr Wert auf Technik und deswegen haben sie allgemein höhere Trefferquote. Dies wird durch das Ergebnis bei den Europa Meisterschaften bestätigt. Im Vergleich zur technischen Fertigkeit sind Shahin (Schießqualität) und Shakaku (Schießgrad) etwas nachlässig bzw. die Balance zwischen Technik und Shahin/Shakaku nicht gleichmäßig. Natürlich ist eine Kyudo Entwicklung ohne Technik nicht möglich, aber die Technik allein wird kein Sanmi-Ittai (Harmonie zwischen Körper, Geist und Technik). Ich möchte weiterhin versuchen, den balancierten Schuss zu erzielen.