29.04.2008 Bildung eines eigenen Schussimages

Um Fortschritte zu erreichen ist es wichtig ein eigenes ideales Schussimage zu bilden. Insbesondere der Abschuss ist eine persönliche Darstellung. Deswegen sollte man sich zuerst selbst kennen lernen (Körperlich und Geistig) und dann versuchen eine Vorstellung zu erarbeiten, wie man idealweise schießt. Diese Vorstellung kann man von einem Lehrer oder von anderen Schützen bekommen oder durch Überlegung und mehrfache Versuche selber bilden.

Munewari no Hanare:
Im Kai (Vollauszug) sollten die fünf Kreuze erreicht werden (Fertigkeit der Knochenlinie). Die Voraussetzung hierfür ist, dass die Kraft vom Bogen gleichmäßig über die Knochenlinien beider Arme und Schultern in der Körpermitte (an der Brust) zusammenstoßen. Dies ist insbesondere wichtig, wenn man einen etwas stärkeren Bogen verwendet. Das Schussgefühl ist, als ob die Kraft an allen Tsumeai-Positionen nämlich Brust, beide Schultern und beide Hände gleichzeitig geteilt wird. Die Fluglinie des Pfeils und das Trefferbild sind sehr stabil, der Schuss sehr kräftig.

Hyori-Ittai no Hanare:
Unter den oben genannten Bedingungen kommt die Kraftbalance zwischen vordere und hintere Körperhälfte zusammen. Die beide Schulterblätter werden auseinander geöffnet und kommen der Pfeillinie (Kraftlinie vom Bogen) näher. Die Öffnungskraft des Bogen kommt von der Körpermasse. Die beide Schultern werden durch die Öffnung beiden Schulterblätter um eine halbe Faustbreite leicht nach vorne geschoben, die beide Hände werden in der Pfeillinie geöffnet mit dem Ergebnis um eine halbe Faustbreite leicht nach hinten geschoben zu werden. Die beiden Ellbogen werden auf gleicher Linie auseinander geschoben. Beim Zanshin kommen also beide Schultern und Hände in eine Linie zu den Ellbogen. Der Schuss ist knackig und scharf, aber leicht.

Ki no Hanare:
Die Abschussenergie kommt von der geistigen Energie. Man kann es sich so ähnlich vorstellen, dass die Knochen die Kraft vom Bogen gleichmäßig empfangen und die Muskeln helfen den Knochen, damit sie gerade bleiben. In Nobiai steigert sich die geistige Energie, die über die Haut von innen nach außen weiterläuft. Der Körper reagiert (körperliche Weiterführung), aber man hat das Gefühl, dass der Abschuss weniger von der körperlichen Arbeit, sondern mehr von der geistigen Arbeit gekommen ist. Während des Nobiai konzentriert man sich auf den Energiefluss und deswegen kommt ein schneller und kräftiger Pfeil mit großer Durchschlagkraft dabei heraus.

Kara no Hanare:
Dieses Schussgefühl ist als ob alle körperliche und geistige Energie und Spannung nach dem Abschuss in alle fünf Richtungen (Kopf, beide Hände und beide Füße) wegfliessen würde. In diesem Fall hat man das Gefühl, dass es ein "Leer-Zustand" beim Zanshin ist und auch alle Komponenten harmonisiert wurden (Geist, Körper und Bogen). Der Abschuss ist leicht, schnell, knackig. Man kann sagen, dass der Schuss natürlich ist. Es gibt einen Spruch "Abschuss ohne dass der Bogen das Timing mitbekommt".

Die Basis ist Munerawi no Hanare (Teilung von Brustmitte). Das Schussgefühl ist unterschiedlich, ob und wienviel der Körper im Bogen kommt oder ob die geistige Energie auf dem Pfeil übertragen wird oder wie das Ganze harmonisiert zusammengearbeitet hat.

Ich bin der Meinung, dass die Kyudo-Übung so gestaltet werden sollte, dass man dort den eigenen Körper und Geist übt und nicht nur zu treffen versucht, da der Bogen schon lang nicht mehr verwendet wird, um den Gegner treffen zu müssen. Aus diesem Grund sollte der Geist genauso Stark wie der Körper und Bogen sein. Mein persönlich idealer Schuss ist, dass alle Kraft und Energie vom Bogen, dem Körper und dem Geist auf dem Pfeil übertragen wird und dennoch zwangsläufig trifft.