31.07.2008 Anleitung zur Pflege eines neuen Bambusbogens

Da der neue Bambusbogen eine starke Urazori hat, (die Rückbiegung gegen die Spannrichtung), sollte die Sehne ca. 2-3 Wochen oder bis zu einen Monat aufgespannt bleiben. Der Zeitdauer ist unterschiedlich je nach Bogen.

Der Bogen bleibt aufspannt (2-3 Wochen bis 1 Monat)
Wenn der Bogen eine starke Urazori hat, ist die Anfangszugkraft sehr stark. Der Bogen wird idealerweise alle 2-3 Tagen ca. 10 Mal ohne Pfeil leer ausgezogen, damit sich der Körper besser an die neue Bogenstärke gewöhnen kann. Beim Subiki (Leerziehen ohne Pfeil) sollte der Bogen nicht gedreht werden (keine Torsion) Erst 2-3 mal ca. 75% ausziehen, dann 100%, aber innerhalb 1-2 Sekunden zurückbringen. (Schwächere Teile werden nach außen gebogen, wenn man den Bogen zu lange im Vollauszug hält).
Immer die gleiche, die eigene ideale Auszuglänge ziehen. Der Bogen speichert die Zuglänge im Material. Keinesfalls eine andere Person den Bogen ziehen lassen.
Vor dem Makiwara wird bis max. 20 Pfeile pro Training mit schwererem Bambuspfeil eingeschossen. Es ist empfehlenswert, kein langes Kai zu haben (innerhalb 2-3 Sekunden lösen)
Nach dem Leerziehen bzw. Einschießen vor dem Makiwara wird die Bogenform wie folgt kontrolliert. Tsuru-Tori: wo die Sehne am Bogen läuft. Die Sehne sollte möglichst zwischen Mitte und linken Seite des Bogens laufen (Iriki). Hari-Gao: Die Bogenkurve. Die Bogenspitze auf dem Boden gestellt und kontrolliert, ob die obere und untere große Kurve harmonisiert sind. Wer unsicher ist, sollte frühzeitig den Lehrer fragen bevor sich der Bogen verformt.

Wann darf die Sehne abgespannt werden?
Der Bogen wird abgespannt, wenn das Urazori ca. 16-18cm stabil bleibt. Wenn das Urazori innerhalb einiger Minuten auf mehr als 18cm zurückkommt, sollte man sofort die Sehne wieder aufspannen. Wenn die Sehne lange Zeit (mehrere Wochen oder Monate) abgespannt bleibt, kommt das Urazori wieder zurück.
Wenn das Urazori mehr als 18cm ist, ist die Bogenform instabil. Es wird empfohlen, möglichst lange Zeit mit idealer Form den Bogen aufgespannt zu lassen.

Wie wird der Bogen aufgespannt?
Wenn die Form gut ist, wird die Mitte des Griffs gedrückt (nicht einen Punkt, sondern möglichst mit der vollen Hand eine große Fläche drücken)
Wenn der untere Wurfarm schwächer wird, dann drückt man oberhalb des Griffs (To-Wicklung). Wenn der obere Wurfarm schwächer wird, dann drückt man unterhalb des Griffs.
Beim Aufspannen sollte man kontrollieren, dass die Sehne in der Mitte des Bogens läuft. So bald die Sehne eingehängt wird, sollte der Bogen langsam entlastet werden. Wenn die obere Spitze instabil nach links oder rechts gehen sollte, mit beiden Armen die Sehne stabilisieren. Wenn die Sehne umspringt, kann der Bogen brechen. Normalerweise sollte der Bogen direkt ohne Drehung gedrückt werden. Wenn der Bogen zu stark eine Iriki-Form hat, dann nach rechts, und bei Deki-Form nach links schieben und dabei den Bogen nach unten drücken. Die Bogenform verändert sich, je nachdem wie man den Bogen auf- und abspannt. Der Bogen sollte beim Aufspannen so weit gedrückt werden, damit die Sehne gerade eben eingehängt werden kann.

Wie man den Bogen in Form bringt
Die Balance zwischen dem oberen und unterem Wurfarm sollte sofort nach Aufspanne des Bogens durchgeführt werden. Normalerweise wird an dem Bambusknoten, der stärke ist als der der anderen Seite gedrückt. Wenn der Griffbereich schwach wird (wie Schiffboden), sollte die obere (Hinesori) und untere (Kosori) Rekurve zu stark sein.
Bogen und Sehne senkrecht stellen und von der Seite die Kurven kontrollieren. Falls eine Stelle gerade ist (zu Stark), sollte diese gedrückt werden.

Vor dem Training
Min. 30 Minuten vor dem Training sollte der Bogen aufgespannt werden und die Balance optimiert sein.

Die Sehne
Wenn man Tsuruwa (Sehnenring) neu macht, sollte diese Stelle mit einem Feuerzeug oder Föhn aufgewärmt werden. Die Ringgröße sollte an die Spitzen passen.
Die Spannhöhe liegt zwischen 15-16cm (nicht weniger als 15cm!) je nach Bogenform unterschiedlich. Zwischen Klangholz (Uwaseki-Ita) und der Sehne sollten ca. 1-2 Sehnenbreiten Zwischenraum sein.
Am Anfang werden etwas schwerere und dickere Sehnen verwendet.
Eine neue Sehne dehnt sich leicht. Bitte am Anfang etwas höher aufspannen.
Der Knoten an dem Sehnenring wird zugezogen, wenn man die Sehne zum Bogen festdrückt.
Nakajikake (Sehnenwicklung) wird von oben nach unten entgegen dem Uhrzeigersinn gewickelt. Die Länge sollte ca. 6-9 cm betragen.

Abreißen der Sehne
Für Bambusbogen sollte die Sehne alle 200-300 Schüsse kaputt gehen, damit die Materialermüdung zurückgebracht bzw. die Bogenkraft wieder hergestellt werden kann.
Nachdem die Sehne gerissen ist oder durchgeschnitten wurde, sollte der Bogen nicht sofort wieder aufgespannt werden. Wenn die Sehne mehr als 500 Schüsse bzw. über 3 Monate nicht abreißt, nimmt man diese Sehne als Ersatzsehne, oder schneidet sie am Nockpunkt durch.

Wie lange dauert es, bis der Bogen die optimale Form bekommt?
Es ist je nach Bogen unterschiedlich zwischen 6 Monaten und 1-2 Jahren. Allgemein bekommt der Bambusbogen in Europa wegen der niedrigen Luftfeuchtigkeit relativ schnell eine stabile Form.
Wenn das Urazori unter 15cm ist, sollte der Bogen in einem feuchten Raum abgespannt stehen bleiben.

Lebensdauer eines Bambusbogens
Wenn der Bogen im Vergleich zu Materialstärke und Breite viel stärker ist, ist die Reaktion des Bogens sehr gut (schnell und leicht). Das bedeutet, dass die Materialbelastung sehr hoch ist. = Gefahr des Bogenbruchs ist sehr hoch. In Gegenteil, wenn der Bogen schwer ist und langsam, ist die Materialbelastung nicht so hoch. Bei derartigen Bögen besteht weniger die Gefahr eines Bogenbruchs.